denker

Alfred Adler (1870-1937)
(Individualpsychologe und Begründer der Individualpsychologie)
Adler trat dafür ein, Menschenkenntnis als eine Disziplin, Lehre, eine Wissenschaft zu deklarieren.

Harmlose Erinnerungen gibt es nicht. Die Bedeutung einer Erinnerung
kann man nur beurteilen, wenn man sich über die Endabsicht klar geworden
ist, die ihr zugrunde liegt. Es ist wichtig, warum man sich an gewisse
Dinge erinnert und an andere nicht. Und wir erinnern uns an jene Begebenheiten,
deren Erinnerung für den Fortbestand einer bestimmten seelischen Richtung
wichtig und ersprießlich ist, und wir vergessen jene, deren Vergessen ebenfalls
hierfür förderlich ist. Damit ist gesagt, daß auch das Gedächtnis ganz dem Dienst
der zweckmäßigen Anpassung an ein vorschwebendes Ziel unterworfen ist. Eine
bleibende Erinnerung, mag sie auch irrtümlich sein, und, wie meist in der Kindheit,
ein einseitiges Urteil enthalten, kann, wenn es für das angestrebte Ziel förderlich
ist, auch aus dem Bereich des Bewußtseins verschwinden und
ganz in Haltung, Gefühl und Anschauungsform übergehen.

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